Wolff

Dr. Christian Wolff

Institut für Psychologie
Methodenlehre II: Evaluation & Diagnostik
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
, G24-R220
Schwerpunkte

Entwicklung von allgemeiner Selbstwirksamkeitserwartung

Gelingt es uns, eine Herausforderung zu meistern, dann steigt die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung (ASWE). Auch in der Zukunft sind wir dann ausdauernder, sobald die nächste Hürde ansteht. Aber wie genau verändert sich diese Überzeugung eigentlich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 11 bis 29 Jahren? Wir wissen, dass Menschen in diesem Alter typischerweise reifer werden (Maturity Principle). Betrifft das auch die ASWE und wenn ja, wann und in welchem Umfang? 

In diesem Projekt untersuchen wir, (1) ob das allseits bekannte Phänomen der Reifung auch die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung umfasst und (2) zu welchem Anteil diese Reifung auf genetische vs. andere Ursachen attribuiert werden kann. (3) Zuletzt wird noch geprüft, ob dieselben Ursachen (genetische oder andere) der gemeinsamen Entwicklung von ASWE einerseits und Selbstwert/Lebenszufriedenheit andererseits zugrunde liegen.

Modellierung: Wir verwenden die Modelle, die sich im Projekt zur Entwicklung von Machiavellismus, Psychopathie und Narzissmus bewährt haben – latente Wachstumskurvenmodelle zweiter Ordnung, inkl. präregistrierter Modellbildungsprozedur (analog zu HLM). 

Genetische Ursachen: Neu und im Mittelpunkt steht bei diesem Projekt, dass der Anteil genetischer Ursachen in den Ausgangsniveaus der ASWE und in ihrer Veränderung/Reifung untersucht werden kann!

Die ist möglich, weil auf Daten aus dem faszinierenden Projekt TwinLife zurückgegriffen werden kann. Dort wurden rund 4.000 Familien über bisher 6 Jahre begleitet, zu denen auch immer ein Zwillingspaar gehört! Mal eineiig, mal zweieiig. Die größere Ähnlichkeit eineiiger Zwillinge erlaubt eine Schätzung der Erblichkeit psychologischer Merkmale.

Nutzen: In Bezug auf die Reifung ist dies besonders spannend: Ist die Reifung ein biologisch/genetisch vorbestimmter Prozess? Oder hängt sie eher von anderen Einflüssen ab, wie z. B. dem sozialen Umfeld oder "zufälligen" Geschehnissen? Um dies zu untersuchen, integriere wir ACE-Faktoren in die längsschnittlichen Modelle. 

Status: Die Datenbasis von TwinLife wurde mehreren Masterstudentinnen und mir über die GESIS zur Verfügung gestellt. Schon jetzt einmal ein riesiges Dankeschön an all die vielen Menschen, die an dieser extrem wertvollen Studie an einer oder mehreren Stellen mitgearbeitet haben – in Entwicklung, Finanzierung oder Durchführung, als Teilnehmende, im Datenmanagement, in der Öffentlichkeitsarbeit oder in der Datenbereitstellung!

Wir arbeiten aktuell seit vielen Monaten daran, anhand eines anderen Konstrukts die optimale Auswertungsstrategie zu identifizieren und stehen kurz davor, diese zu präregistrieren. Anschließend starten die Auswertungen zu den Konstrukten, auf die wir uns fokussieren. (Stand: 21.07.2023)

Für mehr Informationen zu TwinLife, siehe https://www.twin-life.de oder Hahn, E., Gottschling, J., Bleidorn, W., Kandler, C., Spengler, M., Kornadt, A. E., Schulz, W., Schunck, R., Baier, T., Krell, K., Lang, V., Lenau, F., Peters, A.-L., Diewald, M., Riemann, R. & Spinath, F. M. (2016). What Drives the Development of Social Inequality Over the Life Course? The German TwinLife Study. Twin Research and Human Genetics, 19(6), 659-672.

 

Entwicklung von Machiavellismus, Psychopathie und Narzissmus

Der Altersbereich von 18 bis 30 Jahren ist eine Zeit, in der viel passiert im Leben von jungen Erwachsenen. Meist sind sie mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert in den verschiedenen Bereichen des Lebens (Bildung, soziale Beziehungen, Beruf). Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ändern viele junge Erwachsene ihre Persönlichkeit in Richtung einer größeren Reife (Maturity Principle). Einfach gesagt: Sie werden erwachsen

Eunike Wetzel und ich haben untersucht, ob sich diese Reifung auch für Machiavellismus, Psychopathie und Narzissmus nachweisen lässt. Diese Eigenschaften haben negative Auswirkungen auf soziale Beziehungen und berufliche Leistung. Hierfür haben wir knapp N = 1,000 18-30 jährige für 2 Jahre begleitet und ihnen zu vier Zeitpunkten Fragebögen vorgelegt. Wir haben diese Reifung bei Machiavellismus und Psychopathie gefunden – beide Eigenschaften nahmen ab. Übrigens: Eine Abnahme des Machiavellismus ging mit einer positiveren Entwicklung der Lebenszufriedenheit einher – die Reifung tat den jungen Erwachsenen also gut!

Status: Das Manuskript wurde im Juni 2023 bei Collabra: Psychology veröffentlicht.

  

CO2-Emissionen durch Freizeitkonsum: Validierung eines Fußabdruckrechners

Wir alle verursachen CO2-Emissionen in den großen Bereichen Wohnen, Ernährung, Mobilität und Freizeitkonsum. Dennoch wissen die meisten Menschen wenig über die eigenen CO2-Emissionen. Auch in psychologischen Studien wird diese Kenngröße selten betrachtet – u. a. weil CO2-Emissionen nicht leicht zu messen sind. Der Freizeitkonsum – darunter fallen bspw. Kleidungsstücke, Elektronikgeräte, Haustiere und Freizeitaktivitäten – stellt eine besonders umfassende Kategorie dar.

Teil 1 dieses Projekts sammelt aktuelle Schätzungen für die CO2-Äquivalente, die durch die einzelnen Aspekte des Freizeitkonsums ungefähr verursacht werden. 

Teil 2 dieses Projekts entwickelt den zugehörigen Fragenkatalog. Die Fragen sollen möglichst viele Aspekte abdecken, aber zum anderen auch verständlich und übersichtlich bleiben.

Teil 3 dieses Projekts validiert den Fragebogen. Dabei werden einerseits zugrundeliegende Konsumfaktoren untersucht (latente Variablen gemäß Common-Factor-Modell) und andererseits Composites gebildet, die dem geschätzten individuellen CO2-Fußabdruck entsprechen. Die zeitliche Stabilität dieser Variablen wird geprüft sowie ihre Zusammenhänge mit anderen relevanten Konstrukten. Dazu zählen u. a. (a) Impulsivität und Bescheidenheit, (b) Hedonismus, Universalismus und Materialismus, (c) Umwelteinstellungen und (d) pathologisches Kaufen.

Nutzen: Uns ist kein Fußabdruckrechner bekannt, der Freizeitkonsum differenziert erfasst. Der Fußabdruckrechner für den Freizeitkonsum kann Individuen bei ihrer Selbstreflexion unterstützen. Er kann auch in Studien eingesetzt werden, die den Impact von Interventionen abschätzen möchten oder an den vielfältigen Ursachen von Freizeitkonsum interessiert sind.

Status: Katharina Rox hat dieses Projekt im Rahmen ihrer Masterarbeit federführend vorangebracht (Download Masterarbeit von Februar 2023). Im September 2023 gibt es dazu einen Beitrag auf der DPPD-Tagung in Salzburg (Download Abstract). Ein Manuskript ist in Vorbereitung (Updates über die Projektseite auf dem OSF).

 

Diskriminierung von T*I*N-Personen

T*I*N-Personen (= Menschen, die sich als trans*, inter* oder nicht-binär identifizieren) erleben häufig unsensibles Verhalten bis hin zu Diskriminierung.

Studie 1 dieses Projekts sammelt solche Erlebnisse und erstellt ein Kategoriensystem, in das diese eingeordnet werden können.

Studie 2 befragt T*I*N-Personen zu den identifizierten Arten von unsensiblem Verhalten und Diskriminierung. Erfasst wird die Häufigkeit jeder Diskriminierungsform sowie das persönliche Empfinden während und nach solcher Situationen (Belastung, erlebte Ausgrenzung, Angst ...). So können Cluster aus besonders problematischen Formen von Diskriminierung identifiziert werden. Darüber hinaus wird untersucht, inwiefern individuelle Unterschiede im Erleben bestimmter Diskriminierungsarten bestehen.

Weitere Studien können die Ergebnisse nutzen, um cis-Personen (Menschen, die sich mit ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren) über das Zeigen dieser Verhaltensweisen zu befragen, sie über deren Folgen zu informieren sowie solches Verhalten im Rahmen von Interventionen zu ändern. Auch kann versucht werden, T*I*N-Personen bei der Entwicklung wirksamer Coping-Mechanismen zu unterstützen.

Nutzen: Uns ist keine Arbeit bekannt, die sich mit alltäglicher Diskriminierung von T*I*N-Personen beschäftigt. Erkenntnisse aus diesem Projekt lassen sich zur Aufklärung der Öffentlichkeit über Häufigkeit und Folgen erlebter Diskriminierung von T*I*N-Personen nutzen.

Status: Studie 1 ist erfolgreich durchgeführt und ausgewertet. Aktuell (Stand: 21.07.2023) bereiten wir die Datenerhebung zu Studie 2 vor.

Werdegang

Ausbildung

  • 2019 Dr. rer. nat. in Psychologie, Technische Universität Darmstadt
  • 2012 M. Sc. in Psychologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  • 2010 B. Sc. in Psychologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  • 2008 Vordiplom in Wirtschaftswissenschaften, FernUniversität in Hagen

Beruflicher Werdegang

  • seit 4/2023 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Arbeitsgruppe Diagnostik), Georg-August-Universität Göttingen
  • 2019-2023 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Methodenlehre II: Evaluation und Diagnostik), Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
  • 2018-2019 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Arbeits- und Organisationspsychologie), Otto-Friedrich-Universität Bamberg
  • 2013-2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Organisations- und Wirtschaftspsychologie), Technische Universität Darmstadt
  • 2012-2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Computer-Based Assessment), Universität Luxemburg
  • 2009-2012 Studentische Hilfskraft (Klinische Psychologie), Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Publikationen
  • Wolff, C., & Wetzel, E. (2023). The development of Machiavellianism, psychopathy, and narcissism in young adulthood. Collabra: Psychology, 9(1). doi.org/10.1525/collabra.77870


The development of the personality traits Machiavellianism, psychopathy, and narcissism is hardly understood. We theorize that the well-documented maturity principle applies to these traits. Decreasing levels of Machiavellianism, psychopathy, and the antagonistic dimension “narcissistic rivalry” could be interpreted as reflecting maturation. The self-enhancing “narcissistic admiration” trait might remain unchanged. A sample of N = 926 German university students aged 18 to 30 (74% female) participated in a longitudinal study with 4 waves of measurement over 2 years, completing short and full-length measurement instruments. The preregistered analyses included latent growth curve models based on Item Factor Analysis with partial measurement invariance. We accounted for the possibilities of cohort effects and nonlinear development and we controlled the false discovery rate. All four traits showed very high rank-order stability (rs ranged from .74 to .81). In line with the maturity principle, mean levels of Machiavellianism and psychopathy linearly decreased (ds were −0.18 and −0.12). Moreover, model comparisons revealed systematic heterogeneity in Machiavellianism’s linear growth curve, indicating that young adults differ from each other in the direction or steepness of their developmental paths. We also assessed self-esteem and life satisfaction. Linear changes in Machiavellianism were inversely related to linear changes in life satisfaction (r = −.39), making the mean-level decrease in Machiavellianism appear as adaptive. While findings concerning narcissism were inconclusive, this study provides incremental evidence that the maturity principle might apply to Machiavellianism and, potentially, to psychopathy.

  • Wolff, C., & Keith, N. (2019). Motives relate to cooperation in social dilemmas but have an inconsistent association with leadership evaluation. Scientific Reports, 9, 10118. doi.org/10.1038/s41598-019-45931-4 (Volltext). 


A common assumption is that good leaders are driven by a power motive that motivates them to influence others. However, leaders need to restrain themselves in social dilemmas where cooperation maximizes collective outcomes. We theorize that in social dilemmas, a desire for positive relationships (affiliation motive) is more beneficial than a power motive because it draws attention away from short-term self-interest towards understanding others. In a game of Settlers of Catan in the laboratory, we find that a functional variant of the affiliation motive relates to verbal encouragement of cooperation, to fewer occurrences of oil spills, to higher ratings of transformational leadership and, in a field survey, to fewer selfish business decisions. Furthermore, a dysfunctional variant of the power motive relates to two of three indicators of selfishness. Group members perceive selfish individuals as assuming leadership roles which indirectly relates to slightly higher ratings of transformational leadership. This pattern of evaluation may privilege men who, on average, show more selfish behaviour which can be partially attributed to their motives. Mere awareness of gender-based discrimination does not enable raters to circumvent this pattern of evaluation. This work suggests a need for interventions that increase appreciation of cooperative leaders.  

  • Wolff, C. (2019). On the role of power and affiliation motives for leadership and selfishness in men and women (Doctoral dissertation). Retrieved from tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/8711/ (Volltext).

  •  Volmer, J., Koch, I. K., & Wolff, C. (2019). Illumination the ´dark core´: Mapping global versus specific sources of variance across multiple measures of the dark triad. Personality and Individual Differences145, 97-102. doi.org/10.1016/j.paid.2019.03.024 (Volltext).

  •  Greiff, S., Stadler, M., Sonnleitner, P., Wolff, C., & Martin, R. (2017). Sometimes more is too much: A rejoinder to the commentaries on Greiff et al. (2015). Journal of Intelligence5, 6. doi.org/10.3390/jintelligence5010006 (Volltext).

  •  Greiff, S., Stadler, M., Sonnleitner, P., Wolff, C., & Martin, R. (2015). Sometimes less is more: Comparing the validity of complex problem solving measures. Intelligence50, 100-113. doi.org/10.1016/j.intell.2015.02.007.

  •  Keith, N., & Wolff, C. (2015). Encouraging active learning. In K. Kraiger, J. Passmore, N. R. Santos, & S. Malvezzi (Eds.), The Wiley-Blackwell handbook of the psychology of training, development, and performance improvement (pp. 92–116). Chichester: Wiley-Blackwell. doi.org/10.1002/9781118736982.ch6 (Volltext).

Letzte Änderung: 17.01.2024 - Ansprechpartner: